Über mich — Die »Halbkoreanerin«

Simone Hye Soon

Ich bin als Halbkoreanerin auf der schwäbischen Alb aufgewachsen. Mit meiner südkoreanischen Mama und meinem deutschen Papa spiegelt sich auch so der Biathlonsport in meinem Leben wider – zwei unterschiedliche „genetische Disziplinen“ wollen vereint und in Harmonie sein.

Mit 6 Jahren stand ich zum ersten Mal auf Langlaufski und vier Jahre später nahm mich mein Papa ins Biathlontraining mit. Das hat mir von Anfang an sehr viel Spaß gemacht. Von da an trainierte ich fast jeden Tag bis zur Mittleren Reife zu Hause in Wehingen bzw. am Biathlonzentrum in Gosheim. Für mich standen Schule und Sport ganz klar im Mittelpunkt, denn ich hatte als Kind den Traum und das Ziel, bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen Medaillen zu gewinnen. 1995 erfolgte dann der Wechsel aufs Skiinternat nach Furtwangen, wo ich Schule und Sport optimal unter einen Hut bringen konnte und 1998 erfolgreich mein Abitur bestanden habe. Nach einem erfahrungsreichen Freiwilligen Sozialen Jahr im örtlichen Krankenhaus entschloss ich mich, zur Bundeswehr in die Sportfördergruppe zu gehen, um mich voll auf den Biathlonsport zu konzentrieren.

Als dreifache Junioren-Weltmeisterin 1998 und 1999 lief ich in meiner ersten Weltcup-Saison 2002/03 regelmäßig unter die Top 20 der Welt. Nach einigen internationalen Erfolgen, aber auch prägenden Niederschlägen, konnte ich in der Saison 2008/2009 meinen ersten Weltcupsieg in Hochfilzen einfahren und in der südkoreanischen Heimat meiner Mama als glückliche Vizeweltmeisterin im Sprint und einer Bronzemedaille mit der Mixstaffel die Heimreise antreten. Danach folgten weitere Podiumsplätze und noch zwei Siege. Die darauffolgende Saison, die letzte meiner sportlichen Karriere, war mit Abstand die beste. Mit dem Gewinn von zwei Bronzemedaillen bei den Olympischen Spielen in Vancouver ist mein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen. In Oslo gelang mir der Hattrick am Holmenkollen, der mir sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben wird. Die „kleine Kugel“ im Sprint als Disziplinsiegerin und der 2. Platz in der Weltcupgesamtwertung waren weitere Highlights der Saison. Und in meinem letzten Rennen noch mit einer WM-Goldmedaille in der Mixstaffel belohnt zu werden, war einfach nur zu schön, um wahr zu sein!

Somit konnte ich ganz entspannt auf dem Höhepunkt meiner Karriere dem Sport „goodbye“ sagen, getreu dem Motto: „Wenn´s am Schönsten ist, soll man aufhören.“

2011 kamen dann unsere Zwillinge auf die Welt, die mich nach meinem sportlichen Ruhestand auf der Mama-Ebene herausfordern und mir jeden Tag das Geschenk machen und mir zeigen, das Leben wieder von klein auf zu begreifen und mit Freude und Liebe zu genießen und zu leben.

Familie hat für mich einen hohen Stellenwert. Ich genieße die Zeit mit meinen Männern gerne draußen in der freien Natur. Egal ob zu Fuß, mit dem MTB oder im Winter auf Ski. Die Bewegung an der frischen Luft ist einfach ein wunderschönes Geschenk, das wir vor der Haustüre haben und sehr zu schätzen wissen.

Ich genieße es, meine freien Zeiten ganz nach Lust und Laune zu gestalten. Mit Leben zu erfüllen, viele magic moments einzusammeln und Freude zu erleben. Und was mir auch sehr wichtig ist, sind meine Freundschaften. Verbindungen zu Herzmenschen, für die ich zutiefst dankbar bin.

Sport ist nicht alles im Leben, nur ein kleiner Teil davon, der uns Höhen und Tiefen unseres menschlichen Daseins spüren lässt und uns danach formt.

Dieses Motto hat mich während meiner aktiven Zeit begleitet und sehr stark geprägt.

20 Jahre Leistungssport – ein wunderbares Kapitel meines Lebensbuches. Eine tolle Zeit, die mich auf meinem Lebensweg näher zu mir selbst gebracht hat; ich habe viele liebe Menschen kennengelernt und auch ein wenig von der Welt gesehen :-)

Wenn ein Kapitel zu Ende ist, folgt ein Neues...